12.000 m2 Waldgarten ohne Maschineneinsatz
im Vollerwerb

Nachlese zum Workshop vom 5. August 2023 in Oberbayern

Ein ambitioniertes Ziel hat sich Daniell Jerom vom „Marktgarten Symbiotika“ in Landsberg am Lech gesetzt. Auf einem 1,2 ha großen Grundstück am angrenzenden Ufer der Lech möchte der engagierte Oberbayer einen Waldgarten mit integrierter Marktgärtnerei aufbauen und damit einen Vollerwerbsbetrieb gründen, der in der Endausbaustufe zwei Personen im Vollerwerb beschäftigen soll.

Bodenschonende Handarbeit im Marktgarten Symbiotika

Seit Herbst 2022 hat der junge Gärtner das Grundstück langfristig gepachtet und im Frühjahr 2023 damit begonnen, eine Marktgärtnerei aufzubauen. Zurzeit baut Daniell auf einer Fläche von 1.000 m2 Gemüse an und beliefert damit bereits 30 regionale Kundinnen und Kunden mit einer wöchentlichen Gemüsekiste.

Die Marktgärtnerei funktioniert nach den regenerativen Prinzipien der Permakultur und hat darüber hinaus eine lange und erfolgreiche Tradition. Im 19. Jahrhundert in Paris begründet, sorgte diese Form der Landwirtschaft für eine ausreichende Versorgung der Pariser Bevölkerung mit frischem Gemüse und verbreitete sich sehr rasch über ganz Europa.

Bei der Marktgärtnerei werden die Gemüsepflanzen in einem ausgeklügelten System dicht an dicht und überwiegend in Mischkultur gepflanzt, um so möglichst viel Ertrag auf kleiner Fläche zu erzielen. Bereits im Jänner beginnt die Aufzucht der Jungpflanzen im Folientunnel und die Erntesaison dauert meistens bis tief in den Spätherbst hinein. Grundsätzlich wäre auch eine Ganzjahresproduktion möglich. Die Betreiber des Marktgartens Symbiotika haben sich allerdings dazu entschlossen, eine Winterpause einzulegen, um die nötige Ruhephase vor dem neuerlichen Start in die kommende Saison zu gewährleisten.

Eine umfassende Info zum Thema Marktgärtnerei findest du hier:
https://www.bio-net.at/fileadmin/bionet/neue_dokumente/biogemuesefibel_2021_web.pdf

Vielfalt auf engstem Raum – ein Grundprinzip der Marktgärtnerei.

Handarbeit mit einfachen Geräten – eine bewusste Entscheidung im Konzept des Marktgartens Symbiotika.

Eine der größten Herausforderungen im Konzept des „Marktgartens Symbiotika“ ist wohl der Anspruch, bei der Arbeit zu Gänze auf den Einsatz von Maschinen zu verzichten. Auch wenn der Boden bei der Marktgärtnerei nur wenig bearbeitet wird, fallen dennoch unzählige Arbeitsschritte an, die mit einfachen Werkzeugen und Geräten per Hand erledigt werden.

Dazu kommt noch eine ganz besondere Herausforderung auf die jungen Marktgärtnerinnen zu. Der Boden am Grundstück ist ein schotteriger Schwemmboden mit sehr geringem Humusanteil und lediglich 20 Bodenpunkten. Daniell versucht hier mit Kompost- und Hackschnitzelaufbringung und vor allem mit den unterschiedlichsten Mulchsystemen den Humusgehalt und die Ertragskraft des Bodens zu verbessern. Die Gemüseproduktion auf Dammkultur und ohne wendende Bodenbearbeitung erscheint in dieser Hinsicht zielführend.

Der Marktgarten Sybiotika ist als solidarische Landwirtschaft organisiert. Produzent/innen und Konsument/innen bilden dabei eine Wirtschaftsgemeinschaft, die auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt ist und die natürliche Mitwelt berücksichtigt. Auf Grundlage der geschätzten Jahreskosten der landwirtschaftlichen Erzeugung verpflichtet sich diese Gruppe, jährlich im Voraus einen festgesetzten (meist monatlichen) Betrag an den Solawi-Betrieb zu zahlen. Das ermöglicht Daniell einen kalkulierbaren und existenziell abgesicherten Start, bei dem er sich seiner Aufgabe unabhängig von Marktzwängen widmen kann.

Mittlerweile hat sich das Konzept der solidarischen Landwirtschaft in Europa schon vielfach bewährt und gilt als anerkanntes System einer regionalen, ökologisch verantwortungsvollen, kleinstrukturierten Landbewirtschaftung. In den letzten Jahren sind auch zahlreiche Netzwerke daraus entstanden, die interessierte Menschen mit Informationen und Kontaktangeboten zusammenbringen möchten.

Ich durfte Daniell Jerom und den“ Marktgarten Symbiotika“ Anfangs August besuchen und im Rahmen eines Workshops mit einer kleinen Gruppe von Gärtner/innen und Bäuerinnen daran arbeiten, wie man den Marktgarten in ein umfassendes Waldgartenkonzept weiterentwickeln kann.

Auch wenn die Marktgärtnerei erst im Aufbau ist – die derzeit 30 Mitglieder tragen das Projekt und sichern Daniell eine existenzielle Grundlage.

Reinhard Engelhart von waldgarten.global erklärt das Waldgartenprinzip.

Waldgärten zeichnen sich durch eine Vielzahl von unterschiedlichen, vorwiegend essbaren Pflanzen mit unterschiedlichen Wuchshöhen aus und erfordern meistens eine langfristige Ausrichtung. Mit der Gemüseproduktion ist es möglich, schon von Beginn an in die Ertragsphase zu kommen.

Seitens Daniell hatten wir bei diesem Workshop die Vorgabe, 4 Blöcke mit jeweils 1.000 m2 und vier Folientunnel mit jeweils 120 m2 in unseren Entwurf zu integrieren. Während des Planungsprozesses zeigte sich wiederum einmal mehr, wie wichtig eine klare Zielsetzung ist und wie sehr die unterschiedlichen Herangehensweisen der Teilnehmer/innen zu zum Teil sehr unterschiedlichen Entwürfen führten.

Workshops bieten eine zielführende Möglichkeit, gemeinsam mit einer Gruppe interessierter Menschen das eigene Projekt umfassend zu betrachten und durch die unterschiedlichen Blickwinkel zu einem gelungenen Ergebnis zu gelangen.

Auch im Fall des Marktgartens Symbiotika gelang innerhalb eines Tages ein durchaus sehenswerter Erstentwurf. Wir sind schon gespannt, wie sich das Projekt weiter entwickeln wird und werden laufend darüber berichten.

Seitens waldgarten.global unterstützen wir gerne solche Aktivitäten und stehen für ähnliche Workshops im Rahmen unserer Möglichkeiten gerne zur Verfügung.

Der erste Entwurf am Ende des Workshops. Wir konnten Daniells Vorgaben integrieren und dennoch die Waldgartenprinzipien einfließen lassen.

Vernetzung und gegenseitige Unterstützung

Fragen rund um die Marktgärtnerei Symbiotika beantwortet euch Daniell sehr gerne und wir dürfen an dieser Stelle seine Kontaktadresse weitergeben: Info@symbiotika.net

Auch wir von waldgarten.global freuen uns über deine Rückmeldung und dein Interesse. In unserem Blog befinden sich bereits viele Beiträge zum Thema Waldgarten, auf die wir an dieser Stelle gerne hinweisen möchten.

Mit waldgärtnerischen Grüßen in die Welt und dem Vertrauen auf eine gute Zukunft,

Euer Waldgärtner
Reinhard

„Geben wir der Natur ein Stück Land zurück!“
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