Beitragsserie „Waldgarten im Klimawandel“
Teil 1 – Optimierung des Wasserhaushalts
Ein Gastbeitrag von Ing. Matthias Jünger, MBA
Gründer von garden-shop.at
Abbildung 1: Ein blühender Permakultur-Nahrungswald angesichts des Klimawandels © Matthias Jünger (2023)
Warum ist der Wasserhaushalt im Waldgarten so entscheidend?
- Wasser ist die Lebensader jedes Ökosystems – ein stabiles Wassermanagement entscheidet über das Gedeihen oder Scheitern eines Waldgartens.
Welche klimatischen Veränderungen machen Anpassungen nötig?
- Häufigere Dürren, Starkregen und unregelmäßige Niederschläge setzen klassischen Anbaukonzepten zu.
Welche Lösungsansätze bietet die Permakultur?
- Regenwasserspeicherung, Verdunstungsschutz und intelligente Pflanzengemeinschaften helfen, Wasser optimal zu nutzen.
Trockenere Sommer und heftigere Regenfälle – Was bedeutet das für Waldgärten?
„Der Sommer war dieses Jahr wieder extrem.“ Kommt dir dieser Satz bekannt vor? Vielleicht erinnerst du dich an den letzten August, als tagelang kein Tropfen Regen fiel und der Boden rissig wurde. Oder an jene Woche, in der es so viel regnete, dass deine Wege im Garten knöcheltief unter Wasser standen. Der Klimawandel ist längst Realität – und wir erleben ihn direkt in unseren Gärten.
Waldgärten, die auf nachhaltigen, permakulturellen Prinzipien beruhen, sind eigentlich dafür ausgelegt, mit Wetterextremen umzugehen. Doch die Intensität der klimatischen Veränderungen stellt auch diese resiliente Form des Gartenbaus vor neue Herausforderungen. Gerade das Wassermanagement wird zunehmend zum entscheidenden Faktor:
- Trockenperioden werden länger und intensiver. Ohne klugeWasserspeicherung leiden selbst tiefwurzelnde Pflanzen.
- Starkregenereignisse nehmen zu – mit Folgen für Bodenerosion, Staunässe und den Verlust wertvoller Nährstoffe.
- Unregelmäßige Niederschläge erschweren eine konstante Wasserversorgung und zwingen uns, flexibel zu reagieren.
Diese Veränderungen machen deutlich: Wer seinen Waldgarten langfristig fruchtbar und widerstandsfähig erhalten will, kommt um eine strategische Anpassung des Wasserhaushalts nicht herum. Doch was bedeutet das konkret?
Der Schlüssel: Wasser speichern, leiten und halten
Ein funktionierender Wasserkreislauf im Waldgarten basiert auf drei Kernstrategien:
- Wasser effizient speichern: Durch Regenwassernutzung, Mulden, Teiche oder Zisternen kann überschüssiges Wasser in feuchten Zeiten zurückgehalten und in Trockenperioden genutzt werden.
- Wasser intelligent leiten: Eine durchdachte Geländegestaltung mit Swales (konturierte Gräben) und Wasserretentionsstrukturen sorgt dafür, dass Wasser langsam versickert und nicht unkontrolliert abfließt.
- Wasser im System halten: Mulch, Bodenverbesserung und angepasste Pflanzengemeinschaften reduzieren die Verdunstung und ermöglichen eine langfristige Speicherung von Feuchtigkeit.
Der Vorteil dieser Ansätze? Sie sind nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern minimieren auch den Bewässerungsaufwand und machen den Garten langfristig unabhängiger von externen Wasserquellen.
Regenwasser effizient speichern – Von Mulden bis zur Zisterne
Ich erinnere mich noch genau an den Sommer vor ein paar Jahren. Wochenlang kein Regen, die Pflanzen hingen schlaff herunter und selbst tiefwurzelnde Bäume wirkten gestresst. Ich rannte mit der Gießkanne durch den Garten, doch egal, wie viel Wasser ich aus der Leitung vergoss – es fühlte sich an, als würde der Boden es einfach „wegtrinken“. Spätestens da wurde mir klar: Ein Waldgarten braucht eine eigene Wasserstrategie, sonst wird er langfristig nicht überleben.
Regenwasser genau dort speichern, wo es gebraucht wird
Mulden und Swales sind zwei der einfachsten, aber effektivsten Methoden, um Wasser im Boden zu halten. Sie helfen nicht nur, Wasser aufzufangen, sondern auch, es langsam in den Boden versickern zu lassen.
- Mulden: Flache Vertiefungen im Boden, die Regenwasser auffangen und langsam in tiefere Bodenschichten leiten. Sie verhindern, dass Wasser ungenutzt abfließt und sind besonders für sandige Böden zu empfehlen.
- Swales: Breite, leicht geneigte Gräben, die entlang der Höhenlinien angelegt werden. Sie bremsen den Wasserfluss und ermöglichen, dass Niederschläge nach und nach versickern.
Teiche als Wasserspeicher und Mikroklima-Booster
Ein Teich im Waldgarten ist nicht nur eine Wasserreserve, sondern auch ein Mikroklima-Verbesserer. Durch die Verdunstung sorgt er für eine höhere Luftfeuchtigkeit und hilft dabei, extreme Temperaturen abzufedern.
Tipp: Falls du wenig Platz hast, reicht manchmal schon ein kleines Wasserbecken mit Seerosen und Wasserpflanzen, um das Mikroklima positiv zu beeinflussen.
Regenwassertanks und Zisternen – Flüssiges Gold speichern
Während natürliche Wasserspeicher helfen, Wasser direkt im Garten zu halten, sind Zisternen und Regenwassertanks die beste Lösung für gezielte Bewässerung in Dürrephasen.
- Oberirdische Regenwassertanks sind einfach zu installieren und ideal für kleinere Gärten. Sie können an Dachrinnen angeschlossen werden und versorgen Hochbeete und Jungpflanzen.
- Unterirdische Zisternen speichern größere Mengen Wasser und schützen es vor Verdunstung. Besonders in Regionen mit unregelmäßigen Niederschlägen sind sie eine kluge Langzeitinvestition.
- DIY-Lösungen wie halb eingegrabene IBC-Container oder große Regentonnen sind kostengünstige Alternativen.
Kapillarbewässerung: Wasser genau dort speichern, wo Pflanzen es brauchen
Neben klassischen Wasserspeichern gibt es noch eine weitere Möglichkeit: Kapillarspeicherung direkt im Boden.
- Ollas (bewässernde Tonkrüge): Diese porösen Gefäße werden eingegraben und geben langsam Wasser an die Umgebung ab – ideal für Beete.
- Wasserhaltende Bodenschichten: Pflanzenkohle oder spezielle Gele können helfen, Feuchtigkeit über längere Zeit im Boden zu halten.
- Grüne Bewässerung: Tiefwurzelnde Pflanzen wie Beinwell oder bestimmte Gräser ziehen Wasser aus tieferen Schichten und helfen, es im System zu halten.
Es gibt leider nicht die eine perfekte Methode zur Regenwasserspeicherung – stattdessen ist es die Kombination mehrerer Strategien, die einen Waldgarten wirklich resilient macht.
Abbildung 2: Gesunde Bodenstruktur – Wasseraufnahme maximieren © Matthias Jünger (2024)
Verdunstungsschutz – Wie wir Wasser im Boden halten
Ich erinnere mich noch gut an einen meiner ersten Sommer mit WaldgartenExperimenten. Es hatte im Frühling geregnet, die Pflanzen wuchsen prächtig – und dann kam der Juli. Die Sonne brannte, der Boden wurde hart wie Beton, und meine kleinen Setzlinge hingen wie traurige Lappen über der Erde. Ich rannte mit der Gießkanne umher, doch kaum war das Wasser versickert, fühlte sich der Boden wieder trocken an. Ich musste lernen, dass es nicht nur darum geht, Wasser in den Garten zu bringen, sondern es auch dort zu halten.
Pflanzen intelligent anordnen – Schichten schaffen Feuchtigkeit
In einem gut durchdachten Waldgarten wird das Prinzip der Schichtung genutzt, um Verdunstung zu minimieren.
Hochwachsende Bäume bieten Schatten und reduzieren die direkte Sonneneinstrahlung. Sträucher bremsen den Wind und speichern Feuchtigkeit in ihren Blättern. Kräuter und Stauden nutzen das Mikroklima der höheren Pflanzen. Die Bodendeckerschicht schützt den Boden und reduziert Verdunstung.
Gesunde Bodenstruktur – Wasseraufnahme maximieren
Ein gut strukturierter, humusreicher Boden kann bis zu fünfmal mehr Wasser speichern als ein verdichteter Boden. Die wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur sind:
- Kompost und organische Düngung – Erhöht den Humusgehalt und verbessert die Wasserspeicherung.
- Bodenlockerung durch Tiefwurzler – Pflanzen wie Lupinen oder Luzerne brechen verdichtete Schichten auf.
- Mikroorganismen und Mykorrhiza-Pilze – Helfen, Wasser besser aufzunehmen und Wurzeln mit Nährstoffen zu versorgen.
Schatten und Mikroklima – Wasser sparen durch kluge Platzierung
Der Standort von Pflanzen kann einen großen Unterschied machen. Eine gute und einfache Strategie zur Optimierung des Mikroklimas ist z.B. hoch wachsende Pflanzen als Schattenspender zu nutzen. Sonnenempfindliche Pflanzen wie Salate profitieren von teilweiser Beschattung durch Bäume oder hohe Sträucher. Ebenso empfiehlt sich ein Windschutz durch Hecken oder Rankpflanzen; denn diese verringern die Verdunstung durch austrocknende Winde. Zudem kann man Hauswände, Mauern und Steine als Wärmespeicher nutzen. Diese reduzieren extreme Temperaturschwankungen.
Klug pflanzen – Wassermanagement durch Pflanzenwahl und Struktur
Effizientes Wassermanagement beginnt mit der richtigen Pflanzenauswahl und -anordnung. Durch gezielte Pflanzstrategien lassen sich Verdunstung reduzieren, Wasser speichern und natürliche Feuchtigkeitskreisläufe fördern.
Tiefwurzler nutzen – Wasser aus der Tiefe holen
Tiefwurzelnde Pflanzen wie Sanddorn, Robinien, Maulbeerbäume oder Beinwell holen Wasser aus tiefen Bodenschichten und geben es an flachere Wurzeln weiter. Besonders in Kombination mit Flachwurzlern entsteht eine natürliche Wasserzirkulation.
Pflanzengemeinschaften – Synergien nutzen
Mischkultur-Strategien senken den Wasserverbrauch:
- Schattenspender (Maulbeere, Feige, Walnuss) schützen empfindliche Pflanzen.
- Unterpflanzungen (Minze, Erdbeeren, Ringelblumen) reduzieren Verdunstung.
- Kombination von Stark- und Schwachzehrern sorgt für ausgeglichene Nährstoff- und Wasserverteilung.
Wasserbedarf reduzieren durch robuste Arten
Setze auf hitzetolerante Pflanzen und Sorten wie Quitte, Mispel, Johannisbrotbaum oder trockenresistente Kräuter wie Rosmarin und Thymian. Tiefwurzelnde Leguminosen wie Luzerne verbessern zusätzlich die Bodenstruktur.
Permakulturelle Bewässerungskonzepte – Weniger Gießen, mehr Nutzen
Waldgärten sollten sich weitgehend selbst bewässern. Smarte Techniken helfen, Wasser gezielt einzusetzen, ohne ständig zur Gießkanne greifen zu müssen.
Abbildung 3: Permakulturelle Bewässerungskonzepte – Weniger Gießen, mehr Nutzen © Matthias Jünger (2024)
Passives Wassermanagement – Die Natur arbeiten lassen
• Swales & Mulden: Halten Regenwasser im Boden.
• Tiefwurzelnde Pflanzen: Ziehen Wasser aus der Tiefe.
• Mulch & Bodendecker: Reduzieren Verdunstung und halten Feuchtigkeit.
Smarte Bewässerungssysteme – Effizient statt verschwenderisch
• Ollas (Tonkrüge): Langsame Wasserabgabe direkt an die Wurzeln.
• Tröpfchenbewässerung: Spart bis zu 70 % Wasser im Vergleich zu Gießkannen.
• Wicking Beds: Kapillarsysteme versorgen Pflanzen konstant mit Wasser.
Regenwassernutzung – Vorräte für Trockenzeiten
• Zisternen & Regentonnen: Sammeln überschüssiges Regenwasser.
• Teiche & Feuchtbiotope: Erhöhen die Luftfeuchtigkeit im Garten.
Fazit: Der Wasserkreislauf als Herzstück eines resilienten Waldgartens
Ein gut durchdachter Wasserhaushalt ist der Schlüssel zu einem klimaresilienten Waldgarten. Statt auf ständiges Gießen zu setzen, sollten wir Wasser speichern, Verdunstung minimieren und natürliche Kreisläufe nutzen. Waldgärten bieten die Möglichkeit, mit, statt gegen die Natur zu arbeiten. Wer den Wasserkreislauf in sein System integriert, schafft nicht nur einen produktiven Garten, sondern auch ein widerstandsfähiges, nachhaltiges Ökosystem. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, deinen Waldgarten an den Klimawandel anzupassen – fang mit der Wasserstrategie an!
Zur Person
Ing. Matthias Jünger, MBA, betreibt die Plattform Garden-Shop.at und verbindet damit seine Leidenschaft für nachhaltiges Gärtnern mit fundiertem Wissen über Permakultur und Waldgärten. Als begeisterter Hobbygärtner experimentiert er gerne mit klimaresilienten Anbaumethoden, Bodenverbesserung und effizientem Wassermanagement.
Durch seinen Online-Shop für Gartenbedarf hat er direkten Kontakt zu den Herausforderungen, mit denen Gärtner heute konfrontiert sind – von Trockenperioden bis hin zu nachhaltigen Anbaulösungen. Sein Ziel: Praxiserprobte Strategien und hochwertiges Equipment für eine zukunftsfähige Gartenkultur zugänglich machen.
Mit seinem Fachwissen teilt er in diesem Artikel bewährte Methoden und Inspiration, um Waldgärten optimal an den Klimawandel anzupassen – für resiliente, produktive und nachhaltige Ökosysteme.
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